Wien (APA) – Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zieht die Grenzen im Nahen Osten neu. „Syrien ist Geschichte“, sagt der Kurdistan-Experte an der Uni Wien, Thomas Schmiedinger. Der Irak trägt mehr und mehr die Züge eines „failed state“, eines gescheiterten Staates. Die Kurden sehen ihre historische Chance, das vor 100 Jahren geschmiedete Sykes-Picot-Abkommen zu ihrem Vorteil zu münzen.
Pragmatismus ist das Stichwort der Stunde für die Kurden: Kein eigener Kurdenstaat über vier Ländergrenzen hinweg, sondern mehrere demokratische Selbstverwaltungen werden als Ziel angepeilt, sagte der Obmann des „Verbandes der Kurdischen Vereine in Österreich“ (FEYKOM), Mevlüt Kücükyasar bei einer Veranstaltung des Renner Instituts „Zur aktuellen Lage in Kurdistan“ am Dienstagabend in Wien. Ein eigener kurdischer Staat sei illusorisch oder werde aus pragmatisch-strategischen Gesichtspunkten verworfen, erläutert die Historikerin und Journalistin Gudrun Harrer: „Ein Staat, den keiner will, hat keine Chance.“ Bei einer Umfrage unter Kurden würde die Mehrheit aber dennoch einen eigenen Staat befürworten, so die Einschätzung des Politologen Schmiedinger.
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